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Geldanlage

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In dem Teil “Finanzprodukte” werden neben fünf unterschiedlichen Produkten auch die jeweils dazugehörenden Produktgruppen beschrieben. Hierbei steht nicht die vollständige und umfassende Produkterklärung im Vordergrund, sondern die Darstellung wichtiger Kriterien, an denen sich beispielhaft die Einfachheit oder Komplexität der Produkte zeigen lässt. Außerdem sollen mögliche Probleme beim Produkterwerb aufgezeigt werden. Auch Verbraucher können Produkte, die aufgrund ihrer Gestaltung sehr komplex sind, erwerben. In diesen Fällen erscheint eine qualifizierte Finanzberatung sinnvoll. Andere Produkte sind weniger komplex und relativ einfach zu verstehen. Bei den letztgenannten Produkten ist es für private Haushalte mit ein wenig Zeit- und Informationsaufwand möglich, sich ohne intensive Finanzberatung zu orientieren. Die Produktklassen und Produkte wurden nach Bekanntheitsgrad und Relevanz ausgewählt. Sie sollten den meisten privaten Haushalten zumindest vom Namen her geläufig sein und von ihnen auch verhältnismäßig oft genutzt werden.

Produktklasse

Das Thema Geldanlage unterscheidet sich vom Sparen hinsichtlich seiner Renditeerwartungen und auch bezüglich des Anlagerisikos. Sparen auf einem Konto ist für viele Haushalte eine einfache Möglichkeit, Geld für einen bestimmten Zweck gut aufgehoben zu wissen und für den vorübergehenden Konsumverzicht ein wenig Zinsen zu erhalten. Bei der Geldanlage geht es im Gegensatz dazu darum, dass die Anleger ihr Geld ganz bewusst investieren. Sie wollen mit ihrem finanziellen Einsatz gezielt an der wirtschaftlichen Entwicklung der ausgewählten Anlageform teilhaben.

Typische Anlageprodukte sind Aktien, Anleihen, Zertifikate und Investmentfonds. Die einzelnen Anlageformen unterscheiden sich dabei zum Teil erheblich hinsichtlich ihres möglichen Verlustrisikos, den Ertragsaussichten, ihrer jeweiligen Kostenstruktur und in der Laufzeit. Bei Aktien und Anleihen beteiligt sich der Anleger direkt an dem jeweiligen Unternehmen bzw. an dem Staatshaushalt des Landes, das die Anleihen ausgibt. Bei Investmentfonds und Zertifikaten wird jeweils ein Finanzinstitut dazwischen geschaltet und die Beteiligung (an dem Unternehmen etc.) erfolgt hier in indirekter Form – z. B. über einen Fonds.

Vielen Anlageformen ist gemeinsam, dass sie über die Börse gehandelt werden können. Sie sind daher für jedermann gut verfügbar, fast ohne Beschränkungen. Eine notwendige Voraussetzung zum Erwerb von Aktien, Anleihen, Zertifikaten oder Fonds ist allerdings das Bestehen eines Wertpapierdepots. Wertpapierdepots kann man grundsätzlich bei jeder Bank oder Sparkasse eröffnen; allerdings entstehen für die Unterhaltung des Depots oft Kosten, die der Anleger im Blick haben sollte. Bei einigen Direktbanken besteht zum Teil die Möglichkeit, ein kostenloses Wertpapierdepot zu eröffnen und zu führen.

Die Wertentwicklung der Anlageprodukte lässt sich via Internet, Tageszeitung und Fachzeitschriften normalerweise gut nachvollziehen.

Derartige Investments weisen häufig überdurchschnittlich hohe Renditechancen aus, die allerdings mit einem ebenso hohen Verlustrisiko gekoppelt sind. Dies kann bei „schlechter“ Entwicklung bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Dass solche Verluste binnen kurzer Zeit möglich sind, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Aktienmärkte der letzten 15 Jahre. Die Krise zur Jahrtausendwende (Dotcom Krise – 1999/2000) war der erste große Einschnitt; die darauffolgende Finanzkrise ab 2008 war zum Teil mit noch größeren Verlusten für die Anleger verbunden.

Eine Reihe von Studien zum Thema „Risikoneigung“ zeigen, dass ein Großteil insbesondere deutscher Haushalte sehr risikoscheu ist. Viele private Kleinanleger mit einem Anlagevolumen von unter 50.000 Euro haben in den Krisenzeiten ihre Anlagen zum Teil mit erheblichen Verlusten verkauft, um einen weiteren Vermögensverfall zu verhindern. Sie haben mit ihrem konkreten Verkauf die zunächst nur virtuell entstandenen Verluste realisiert. Möglicherweise hätten Berater ihnen sogar dazu geraten, „die Reißleine zu ziehen“. Oder sie hätten den Anlegern zum Halten der Anlagen geraten („Aussitzen“). Dies wäre jedoch nur dann möglich, wenn die Anlageprodukte nicht auf Kredit gekauft wurden – ansonsten können Anleger leicht unter Druck geraten, die notwendigen Rückzahlungen (Kredit) durch den Verkauf ihres „ Tafelsilbers“ vornehmen zu müssen. Die Empfehlungen hinsichtlich verschiedener Handlungsweisen sind von der Anlagestrategie und der Risikoneigung beeinflusst und auch Merkmal einer guten Beratung.

Viele Kleinanleger haben aufgrund dieser Entwicklung den Aktien (Aktienfonds) als Investment den Rücken gekehrt. Im Zuge der Finanzkrise zeigte sich darüber hinaus noch ein anderes Phänomen: Fast alle Vermögensarten, bis auf Bargeld, Spareinlagen und Gold verloren gleichzeitig und deutlich an Wert. In dieser besonderen Situation haben selbst die Strategien zur Risikoabsicherung von professionell gemanagten Wertpapierportfolios nicht mehr funktioniert und das Vertrauen von Kleinanlegern auch in diese Anlageformen (Investmentfonds) geschmälert. Die klassische Absicherungsstrategie der Fonds besteht und bestand darin, in einem Portfolio möglichst viele unterschiedliche Werte und Anlageformen zu halten. Das Risiko soll durch Streuung minimiert werden. Bei einem großen Crash sind jedoch alle Segmente betroffen, so dass eine derartige Absicherung nicht mehr funktioniert.

Produktbeispiel (Investmentfonds)

Rein sprachlich gesehen gibt es zwei Arten von Investmentfonds, die sich aber fundamental voneinander unterscheiden. Die offenen und die geschlossenen Investmentfonds. Die offenen Investmentfonds (deren Anteile im Gegensatz zu den riskanteren geschlossenen Fonds normalerweise vom Inhaber frei verkauft werden können) sollen beispielhaft näher erläutert werden. Diese Fonds werden von einem Finanzdienstleister (Fondsgesellschaft) aufgelegt und brauchen in Deutschland eine staatliche Zulassung. Die Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass jeder potentielle Anleger bei der Ausgabegesellschaft Anteile erwerben und diese auch grundsätzlich jederzeit wieder verkaufen kann. Anteile an offenen Investmentfonds können auch über die Börse (mit wenigen Ausnahmen) ge- und verkauft werden.

Im Jahre 2013 waren rund 9.000 offene Investmentfonds in Deutschland zum Vertrieb zugelassen. Deren Zahl ist geringfügig rückläufig, weil mehr Fonds zusammengelegt und geschlossen wurden, als neu auf den Markt hinzugekommen sind. Der Gesamtmarkt ist für viele private Anleger völlig intransparent. Einteilen lassen sich Investmentfonds in sechs Hauptklassen. Ihre Bildung ist daran angelehnt, in welches Anlagesegment die Fonds hauptsächlich investieren:

  • Rentenfonds (legen das eingesammelte Geld überwiegend in Anleihen, Zinspapieren an),
  • Aktienfonds (legen das eingesammelte Geld überwiegend in Aktien an),
  • Immobilienfonds (legen das eingesammelte Geld überwiegend in Gewerbeimmobilien an),
  • Mischfonds (verteilen das eingesammelte Geld überwiegend auf die Gruppen Aktien und Anleihen),
  • Geldmarktfonds (legen das eingesammelte Geld überwiegend auf dem Geldmarkt an) und
  • Indexfonds (bilden mit dem eingesammelten Geld verschiedene Aktien-, Rohstoff- oder Anleihe-Indizes nach).

Darüber hinaus existieren noch andere Fondsgruppen, welche in weitere Vermögensklassen investieren (z. B. Gold, Rohstoffe etc.).

Investmentfonds sammeln das Geld vieler privater und institutioneller Anleger ein, um es in bestimmten Bereichen zu investieren und zur Risikominderung breiter zu streuen, als dies ein einzelner Anleger könnte. Verteilt man die Gelder auf viele Vermögenswerte („Streuung“), sinkt das Risiko einer Abhängigkeit von nur einigen wenigen Anlagen. Zusätzlich besteht dabei die Möglichkeit, von der unterschiedlichen Entwicklung verschiedener Werte im Fonds zu profitieren. Gibt es in einem Segment Verluste, können die in einem anderen Bereich anfallenden Gewinne helfen, die Verluste auszugleichen. Die Mehrheit dieser Fonds legt das Geld der Anleger auf den Aktien-, Renten-, Geld- und Immobilienmärkten an. Die so eingesammelten Gelder werden in der Form eines Sondervermögens bei der Kapitalanlagegesellschaft geführt. Dieses Sondervermögen ist auch dann geschützt, wenn die Fondsgesellschaft in den Konkurs gehen sollte.

Investmentfondsanteile können schon mit geringem Kapitaleinsatz erworben werden – ein paar hundert Euro reichen in der Regel schon. Zudem besteht bei einer Vielzahl von Anbietern die Möglichkeit sogenannte Fondssparverträge abzuschließen. Damit kauft ein Anleger jeden Monat Anteile am Investmentfonds entsprechend dem vereinbarten Sparbetrag. Bei einigen Anbietern können Fondsparpläne bereits ab einem Monatsbeitrag von 25 Euro erworben werden. Zudem bieten viele Direktbanken und Fondsplattformen (internetbasierte Handelsmöglichkeiten für Investmentfonds) Investmentfonds an, die ohne oder zu reduzierten Kaufgebühren (Ausgabeaufschlag) erworben werden können.

Die klassischen Investmentfonds werden in der Regel von einem Team von Fondsmanagern betreut. Das Fondsmanagement versucht, durch Umschichtungen im Fondsvermögen einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen. Das Managementteam ist aber nicht völlig frei und unabhängig in seinem Handeln. Im Verkaufsprospekt, welcher mit der Zulassung des Fonds veröffentlicht werden muss, ist festgelegt, in welche Art von Anlagen investiert werden darf und auch bis zu welchem Umfang.

Die wesentliche Kostenstruktur ist eigentlich sehr einfach bei klassischen Investmentfonds. In der Regel müssen beim Kauf eines Investmentfonds Gebühren gezahlt werden, der sogenannte Ausgabeaufschlag. Das Fondsmanagement verlangt eine Gebühr für seine Tätigkeit, die Managementgebühr. Leider werden nicht immer alle Managementkosten transparent aufgeführt (z. B. die Transaktionskosten), aber bei der Darstellung der Wertentwicklung sind stets alle Kosten mit berücksichtigt.

Darüber hinaus verlangen einige wenige Fonds auch eine Rücknahmegebühr und zum Teil werden auch sogenannte Performancegebühren erhoben. Sollte ein Fonds besonders gut laufen, wird diese Extragebühr (Bonus) fällig.

Eine besondere Rolle spielten die offenen Immobilienfonds. Sie waren über Jahre hinweg eine sehr begehrte Anlageform. Sie machten so gut wie nie Verluste und hatten fast eine konstante Rendite (3 % bis 4 % pro Jahr). Im Zuge der Finanzkrise mussten viele dieser Fonds geschlossen werden, u. a. weil ein Großteil der Anleger ihre Anteile veräußern wollte. Dies wäre aber nur möglich gewesen, wenn die Immobilien aus dem Fondsvermögen auch unter Inkaufnahme von größeren Verlusten verkauft worden wären. Solche Verkäufe wurden den Fondsgesellschaften von den Aufsichtsbehörden untersagt. Damit waren viele Fondsmanager von Immobilienfonds gezwungen, diese Fonds zu schließen. Anleger konnten ihre Anteile somit nicht veräußern. In der Zwischenzeit wurde der Bereich der offenen Immobilienfonds von staatlicher Seite weiter reguliert (eine Folge: Anteile könne nur noch mit einer Wartezeit zurückgegeben werden).

Seit knapp zehn Jahren werden auch in Deutschland Investmentfonds angeboten, die fast gar keine Managementgebühren aufweisen – sogenannte Indexfonds. Indexfonds existieren mittlerweile für so gut wie alle bestehenden Aktien-, Rohstoff- und Rentenindizes.

Indexfonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie versuchen, den entsprechenden Börsenindex (wie z. B. den Dax) 1:1 abzubilden. Dementsprechend bewegt sich der Indexfonds im Idealfall im Gleichklang mit dem Index. Indexfonds müssen daher nicht „aktiv“ gemanagt werden – die ständige Änderung der Zusammensetzung von Fondswerten zur Erzielung von „Überrenditen“ ist bei dieser Form nicht notwendig. Dies spart u. a. Kosten. Eine Reihe von Studien belegt, dass es der Mehrzahl der klassisch-gemanagten Investmentfonds nicht gelingt, dauerhaft den entsprechenden Vergleichsindex zu schlagen. Insoweit können Indexfonds eine gute Alternative zu klassischen Investmentfonds darstellen. Indexfonds werden in Deutschland üblicherweise über die Börsen ge- und verkauft. Indexfonds, die an der Börse gehandelt werden, werden auch ETF’s genannt – exchange traded funds.

Beim Kauf von Indexfonds sind aber zwei sehr wichtige Aspekte zu beachten: Je kleiner der Index ist, desto geringer ist auch die Streuung, und umso schwerer wiegen Verluste von nur wenigen Aktien oder Anleihen. Je umfangreicher (Anzahl der Aktien oder Anleihen insgesamt) ein Indexfonds aufgestellt ist und je weiter (geografisch betrachtet) seine Verbreitung ist, umso größer ist auch die Risikoreduzierung. Da Indexfonds den Index selbst nachzeichnen, und der Index sich (ggf. in Krisenzeiten sehr) negativ verändern kann, fallen im gleichem Umfang auch die Kurse des Indexfonds. Das bedeutet, dass auch diese Anlageform nicht „risikofrei“ ist und somit keine Anlagealternative für private Haushalte, die mit deutlichen (vielleicht lediglich temporären) Verlusten nicht „leben“ können.

Produkterwerb (Investmentfonds)
Produkttransparenz / Verständlichkeit

  • überdurchschnittlich, verständlich

Marktübersicht

  • sehr großer Markt, nur schwer überschaubar, Informationsbeschaffung erfordert extrem hohen Zeitaufwand und gute Vorkenntnisse

Beratungsbedarf

  • ratsam, aber nicht zwingend erforderlich, wenn man sich mit der Thematik ausreichend beschäftigt

Erwerb ohne Beratung

  • nur ratsam mit Erfahrungen im Anlagebereich und ausreichend Zeit

Gehört das Produkt zum Beratungsangebot?

Beratertypen

Banken sowie Honorarberater, Makler und Vertreter, wenn sie mehr als drei Personen beschäftigen, müssen seit dem 10. März 2021 auf ihren Internetseiten folgende Informationen veröffentlichten und stets aktuell halten:

  • zu ihren Strategien zur Einbeziehung von Nachhaltigkeitsrisiken bei ihrer Beratungstätigkeit,
  • ob sie bei ihrer Beratung die wichtigsten nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren berücksichtigen; falls eine Berücksichtigung erfolgt, müssen Einzelheiten über das Verfahren zur Auswahl der Finanzprodukte mitgeteilt werden; falls keine Berücksichtigung erfolgt, ist dies zu begründen mit der Erklärung, ab wann sie beabsichtigen, dies zu ändern,
  • inwieweit die Vergütungspolitik mit der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Einklang steht.

Des Weiteren müssen sämtliche genannten Berater vorvertraglich darüber informieren, inwieweit Nachhaltigkeitsrisiken bei ihrer Beratung einbezogen werden, welche Bewertung daraus resultiert und sich dies auf die Rendite der von ihnen angebotenen und empfohlenen Produkte voraussichtlich auswirkt. Berücksichtigen sie Nachhaltigkeitsrisiken nicht, ist dies knapp zu begründen.

  • Beratung wird durch Kunden direkt bezahlt
  • keine Anbieterbindung, theoretisch alle Produkte möglich
  • derzeit geringe Beraterdichte
  • anbieterunabhängige Beratung
  • erhält Provisionen von den Anbietern bei Produktverkauf
  • keine Anbieterbindung, theoretisch alle Produkte möglich
  • relativ gute Erreichbarkeit in Städten
  • anbieterunabhängige Beratung
  • erhält Provisionen von den Anbietern bei Produktverkauf
  • je nach Beratertyp Produkte eines oder mehrerer Anbieter im Angebot
  • relativ gute Erreichbarkeit sowohl in Städten wie auch in ländlichen Gegenden
  • je nach Beratertyp vertragliche Bindung an einen oder mehrere Anbieter
  • erhalten Gebühren und Provisionen von anderen Anbietern bei Produktverkauf
  • häufig Verkauf "hauseigener" Produkte, aber auch Vermittlung fremder Produkte
  • relativ gute Erreichbarkeit sowohl in Städten wie auch in ländlichen Gegenden
  • Berater sind in Organisationsstrukturen der Bank oder Sparkasse eingebunden und können nur Produkte vermitteln, die von der Geschäftsleitung vorgegeben werden